Unterschied Solar & Photovoltaik – worauf kommt es an?
„Solar“ bedeutet nicht automatisch PV-Strom. Der Begriff umfasst verschiedene Technologien, mit denen Sonnenenergie genutzt werden kann.
Photovoltaikanlagen wandeln Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom um, während Solarthermieanlagen die Energie der Sonne in Wärme verwandeln – etwa für Warmwasser oder Heizungsunterstützung.
Welche Technologie für ein Haus oder Unternehmen am besten passt, hängt vom Energiebedarf, den vorhandenen Anlagen und den persönlichen Zielen ab.
Themen im Überblick
- Was ist Photovoltaik?
- Was ist Solarthermie?
- Photovoltaik und Solarthermie – die wichtigsten Unterschiede im Überblick
- Solaranlage oder Photovoltaik-Anlage – was passt zu Ihrem Bedarf?
- Entscheidungshilfe – so treffen Sie in 6 Schritten die richtige Wahl
- Fazit – Solar oder Photovoltaik?
- Häufige Fragen zum Unterschied zwischen Solar und Photovoltaik
Was ist Photovoltaik?
Photovoltaik (PV) bezeichnet die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom – eine der effizientesten Formen zur Nutzung von Solarenergie.
Grundlage ist der sogenannte photoelektrische Effekt, bei dem Photonen (Lichtteilchen) auf das Halbleitermaterial einer Solarzelle treffen und dort Elektronen in Bewegung versetzen. So entsteht Gleichstrom, der mithilfe eines Wechselrichters in nutzbaren Wechselstrom umgewandelt wird.
Die dafür eingesetzten Solarzellen bestehen meist aus monokristallinem oder polykristallinem Silizium. Sie sind in Solarmodulen verbaut, die auf dem Dach, an Fassaden oder auf Freiflächen montiert werden. Auch in Balkonkraftwerken, Carports oder Gewerbehallen finden Photovoltaikmodule Anwendung.
Geschichte & Entwicklung der Photovoltaik
Die Geschichte der Photovoltaik reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits 1839 entdeckte der französische Physiker Alexandre Edmond Becquerel den photoelektrischen Effekt – die Grundlage moderner Solarzellen.
In den 1950er-Jahren gelang es erstmals, Siliziumzellen wirtschaftlich zu nutzen, zunächst in der Raumfahrt. Heute ist Photovoltaik die wohl wichtigste Säule der erneuerbaren Energien und treibt die Energiewende in der Schweiz entscheidend voran.
Komponenten einer PV-Anlage
Was bestimmt die Leistung einer Photovoltaikanlage?
Die Effizienz einer Photovoltaikanlage hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Leistung der Module in kWp, dem Photovoltaik Wirkungsgrad, der Ausrichtung zur Sonne, dem Verschattungsgrad sowie der Temperatur. In der Schweiz erzeugt ein typisches System auf einem Haus jährlich zwischen 3’000 und 10’000 kWh Strom – genug für 1 bis 3 Haushalte mit jeweils 2-3 Menschen.
Moderne PV-Anlagen mit PERC-Technologie oder bifazialen Solarzellen erreichen Wirkungsgrade von bis zu 25 %, bei optimaler Sonnenstrahlung und Dachneigung sogar mehr.
Hinweis: Die erzeugte Elektrizität kann direkt genutzt oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. Dafür erhalten Sie eine Einspeisevergütung für Solarstrom in der Schweiz.
Was ist Solarthermie?
Solarthermie ist eine Technik, die Sonnenenergie zur Erzeugung von Wärme nutzt – ideal zur Warmwasserbereitung, Heizungsunterstützung oder in der industriellen Prozesswärme.
Die zentrale Komponente jeder Solarthermie-Anlage sind Solarkollektoren. Diese können als Flachkollektoren oder Vakuumröhrenkollektoren ausgeführt sein. In den Sonnenkollektoren zirkuliert eine Trägerflüssigkeit (meist Wasser-Glykol), deren Erwärmung direkt durch Solarstrahlung erfolgt.
Über einen Wärmetauscher gibt diese Flüssigkeit die Wärme an einen Puffer- oder Wasserspeicher weiter. Je nach System können auch Warmwasserbereitung und Raumheizung parallel erfolgen.
Typische Komponenten einer Solarthermieanlage:
- Kollektoren (Flach- oder Röhrenkollektoren)
- Wärmetauscher
- Solarspeicher bzw. Pufferspeicher
- Regelungseinheit (mit Sensoren, Steuerung, Pumpe)
Einsatzbereiche:
- Warmwasserbereitung (bis zu 60 % Einsparung im Sommer möglich)
- Heizungsunterstützung im Frühling und Herbst
- Prozesswärme in Gewerbe & Industrie (z. B. Wäschereien, Hotels, Nahrungsmittelbetriebe)
- Mehrfamilienhäuser, Bürogebäude oder Sportanlagen
In der Schweiz decken Solarthermieanlagen derzeit einen Anteil von 1,5 % des gebäuderelevanten Wärmebedarfs.
Gut geplante Systeme erreichen thermische Wirkungsgrade von bis zu 70 % und erzeugen je nach Standort und Ausrichtung zwischen 300 und 650 kWh pro m² Kollektorfläche im Jahr – deutlich mehr als viele herkömmliche Heizsysteme pro m² liefern.
Durch die Kombination mit anderen erneuerbaren Energien lässt sich Solarthermie in ein nachhaltiges Gesamtsystem integrieren – etwa in Kombination mit Wärmepumpen, Pelletheizungen oder PV-Anlagen.
Photovoltaik und Solarthermie – die wichtigsten Unterschiede im Überblick
Die Begriffe Solaranlage, Photovoltaikanlage und Solarthermieanlage werden im Alltag oft gleich verwendet – technisch gesehen handelt es sich jedoch um unterschiedliche Systeme mit unterschiedlichen Funktionen und Zielsetzungen.
Ein strukturierter Vergleich hilft dabei, die passende Anlage für den eigenen Bedarf zu finden – sei es im privaten Haushalt, Mehrfamilienhaus oder Industriebetrieb.
Die Gemeinsamkeit beider Varianten liegt darin, dass beide die Sonnenstrahlen auf der Erde nutzen, um Energie zu erzeugen. Bis auf diesen Punkt sind die Unterschiede in puncto Funktionsweise, Nutzung und Effizienz jedoch etwas deutlicher.
Photovoltaikanlagen (PV) bieten einen klaren Vorteil bei der Modularität: Sie lassen sich schrittweise erweitern, etwa um Batteriespeicher, Wallboxen oder einen ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch). Auch bei diffusem Licht erzeugen sie zuverlässig Strom.
Solarthermieanlagen hingegen sind besonders effizient bei hoher direkter Sonneneinstrahlung. Sie liefern kostengünstig Wärme, benötigen jedoch hydraulische Integration und regelmässige Kontrolle der Trägerflüssigkeit und des Wärmetauschers.
Wirtschaftlicher Vergleich im Detail
Tipp: Wer Strom und Solarwärme vom Dach nutzen will, kann auf Hybridlösungen setzen – etwa durch die Kombination beider Systeme oder durch die Installation von Hybridkollektoren, die Strom und Wärme gleichzeitig erzeugen.
Das steigert die Gesamteffizienz der Anlage und führt zu einer besseren Nutzung der Solarstrahlung – besonders bei begrenzter Dachfläche.
Solaranlage oder Photovoltaik-Anlage – was passt zu Ihrem Bedarf?
Für Hausbesitzer: Was lohnt sich wann?
Ob Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus – die Wahl zwischen Photovoltaik-Anlage und Solarthermieanlage hängt davon ab, welche Energieform Sie primär nutzen möchten: Strom oder Wärme.
Photovoltaikanlagen eignen sich besonders für Haushalte, die:
-
ihren Energiebedarf möglichst autark decken wollen
-
ihr E-Auto zuhause mit Solarstrom laden wollen
- mit einer Wärmepumpe heizen oder kühlen
- langfristig den Wert ihrer Immobilie steigern möchten
- von Einspeisevergütungen, Eigenverbrauchsoptimierung und Stromspeichern profitieren wollen
Die Stromerzeugung einer typischen PV-Anlage mit 6 kWp Leistung in der Schweiz liegt bei rund 6’000 kWh Solarstrom pro Jahr – genug für 1–2 Haushalte. In Verbindung mit einem Stromspeicher lässt sich der Eigenverbrauch auf über 80 % steigern.
Solarthermie empfiehlt sich für Haushalte, die:
- bereits eine wasserführende Heizungsanlage nutzen
- den Warmwasserbedarf im Sommer effizient decken möchten
- einen hohen Wasserverbrauch haben – z. B. durch Gartenbewässerung oder Pool
Eine Solarthermieanlage mit 6 m² Kollektorfläche kann im Sommer bis zu 60 % des Warmwasserbedarfs eines Vierpersonenhaushalts abdecken – emissionsfrei und kostensparend.
Für Unternehmen: Wirtschaftlichkeit entscheidet
In Gewerbe und Industrie zählen vor allem Flächenverfügbarkeit, Amortisationszeit, Lastprofil und Energiebedarf.
Photovoltaik-Anlagen auf Flachdächern oder Hallen bieten:
- hohe Eigenverbrauchsquoten durch Tagesnutzung
- reduzierte Lastspitzen und Netzentgelte
- Amortisation oft bereits in 7 bis 10 Jahren, je nach Eigenverbrauch und Förderung
- Möglichkeit zur Einbindung in ein ZEV (Zusammenschluss zum Eigenverbrauch)
Solarthermieanlagen sind besonders attraktiv für Betriebe mit hohem Wärmebedarf, z. B.:
- Wäschereien
- Hotels
- Gastronomie
- Lebensmittelverarbeitung
Praxisbeispiel: Ein Unternehmen mit 300 m² Dachfläche kann mit einer PV-Anlage jährlich über 50’000 kWh Strom erzeugen – das entspricht einer Einsparung von ca. 9’000 CHF pro Jahr, bei einem Strompreis von 18 Rappen/kWh.
Entscheidungshilfe – so treffen Sie in 6 Schritten die richtige Wahl
Die Entscheidung für eine Photovoltaikanlage, eine Solarthermieanlage oder ein kombiniertes Solarsystem sollte auf einer realistischen Einschätzung Ihrer Bedürfnisse und Möglichkeiten basieren.
Wichtige Faktoren sind: Dachfläche, Ausrichtung, Strom- und Wärmebedarf, Budget, Zielsetzung (z. B. Autarkie oder Kostensenkung) sowie verfügbare Fördermittel. Die folgenden Checklisten helfen Ihnen bei der Auswahl der richtigen Solaranlage.
Checkliste für Haushalte
- Ist Ihr Dach nach Süden, Südost oder Südwest ausgerichtet?
- Verfügt Ihr Gebäude über mindestens 20–30 m² nutzbare Dachfläche ohne Verschattung?
-
Planen Sie die Installation einer Wärmepumpe, E-Mobilität oder intelligenter Haustechnik?
-
Möchten Sie sich vor steigenden Strompreisen schützen und wollen eine unabhängigere Energieversorgung erreichen?
- Sind Sie offen für den Einsatz eines Stromspeichers, um den Eigenverbrauch zu maximieren?
- Haben Sie sich bereits über kantonale Förderprogramme, Pronovo-Beiträge und steuerliche Absetzbarkeit informiert?
Eine PV-Anlage mit Speicher ist ideal für energieaffine Haushalte mit hohem Strombedarf. Ergänzt durch eine Solarthermieanlage lässt sich auch der Warmwasserverbrauch optimieren – z. B. im Sommerbetrieb oder bei hohem Wasserbedarf.
Checkliste für Unternehmen
- Liegt Ihr jährlicher Stromverbrauch über 30’000 kWh?
- Nutzen Sie Strom primär tagsüber (z. B. Produktion, Büro, Gastronomie)?
- Wollen Sie Lastspitzen glätten oder Grundlasten decken – mit PV oder Speicher?
- Verfolgen Sie ESG-Ziele, möchten CO₂-Emissionen senken oder Ihre Nachhaltigkeitsstrategie stärken?
- Verfügen Sie über grosse Dachflächen oder ungenutzte Freiflächen?
- Interessieren Sie sich für ZEV-Modelle oder Stromsharing innerhalb eines Areals?
Gerade im Gewerbe kann eine PV-Anlage mit Eigenverbrauchsoptimierung den Return on Investment (ROI) deutlich beschleunigen – oft innerhalb von 7 bis 10 Jahren. Solarthermieanlagen lohnen sich, wenn konstante Wärmenutzung besteht – z. B. in Hotels, Wäschereien, Bäckereien oder Spitälern.
Fazit – Solar oder Photovoltaik?
Ob Photovoltaikanlage, Solarthermieanlage oder kombiniertes Solarsystem – beide Technologien ermöglichen eine clevere Nutzung der Sonnenenergie. Entscheidend ist, welche Art von Energie Sie brauchen: Strom oder Wärme.
Photovoltaik erzeugt elektrischen Strom aus Sonnenlicht und eignet sich ideal für Haushalte und Betriebe mit hohem Energieverbrauch, E-Mobilität oder Interesse an Eigenverbrauchsoptimierung. Eine gut geplante PV-Anlage mit Stromspeicher macht Sie unabhängiger vom Netz, senkt Ihre Energiekosten und erhöht den Wert Ihrer Immobilie. Für Unternehmen mit grossem Dach und konstantem Tagesverbrauch bietet Photovoltaik einen besonders attraktiven Return on Investment – oft schon in unter zehn Jahren.
Solarthermie hingegen wandelt Sonnenstrahlen in Wärmeenergie um. Das ist ideal, wenn Sie Warmwasser, Raumwärme oder Prozesswärme erzeugen wollen – etwa in Haushalten mit wassergeführter Heizung oder in Branchen mit hohem Wärmebedarf. Mit Wirkungsgraden von bis zu 70 % und attraktiven Förderungen ist auch Solarthermie eine lohnende Investition.
Unser Tipp: Prüfen Sie die Kombination beider Systeme – zum Beispiel mit PVT-Kollektoren oder getrennten Anlagen. So nutzen Sie das volle Potenzial der Solarstrahlung und profitieren doppelt – mit Strom und Wärme vom eigenen Dach.
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Häufige Fragen zum Unterschied zwischen Solar und Photovoltaik
Kann ich beide Systeme kombinieren?
Ja. Hybride Lösungen sind technisch möglich und effizient. Ideal, wenn Sie sowohl Strom als auch Wärme erzeugen wollen.
Was ist günstiger – Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage?
Solarthermie ist in der Anschaffung günstiger. Photovoltaik hat jedoch langfristig höhere Einsparpotenziale – vor allem bei hohem Strombedarf.
Wie gross muss mein Dach sein?
Für 5 kWp Photovoltaik benötigen Sie etwa 25–30 m². Für Solarthermie je nach Bedarf 4–12 m².
Gibt es staatliche Unterstützung?
Ja. Pronovo, Kantone und Gemeinden bieten Förderungen. Auch steuerlich ist der Einbau absetzbar.
Wie langlebig sind die Systeme?
Photovoltaikanlagen halten rund 25–30 Jahre, Solarthermie 20–25 Jahre.

Gründer und Geschäftsführer der solarmotion ag.
Seit über 14 Jahren begleitet Stefan Merz Hausbesitzer und Unternehmen auf dem Weg zu einer unabhängigen und nachhaltigen Energiezukunft. Als erfahrener Energieexperte setzt er auf individuelle Lösungen mit Fokus auf Eigenverbrauch, Wirtschaftlichkeit und technische Zuverlässigkeit.
Sein Antrieb: Die Energiewende greifbar machen – mit ehrlicher Beratung, hochwertigen Komponenten und einem starken Team. Unter seiner Leitung hat die solarmotion bereits über 1000 Projekte erfolgreich realisiert.